Der folgende Artikel von James Cunningham, Principal bei Efficio, erschien erstmals auf Supply Management

Neil Sedaka hätte Unternehmensberater werden sollen.

Seit die Auswirkungen der globalen Finanzkrise 2008 auf der Liste der „Dinge, die uns am meisten Sorgen bereiten‟, ganz oben auftauchten, stehen Finanzinstitute unter dem Druck, ihre Geschäftstätigkeit einzuschränken. Tochterinstitute werden aufgegeben, verstaatlichte Banken abgegrenzt und Legionen von Bankangestellten behutsam „überredet“, sich eine andere Beschäftigung zu suchen.

Wie lässt sich das Ganze erfolgreich meistern? Das Geheimnis einer erfolgreichen Trennung (wie Sedaka es in seinem Hit „Breaking up is hard to do‟ so treffend besingt) ist der Neuanfang, das heißt in der Praxis eine vom Einkauf ausgehende schrittweise Transformation.

Die Finanzinstitute sind in hohem Maße auf ihre Lieferkette angewiesen, um die täglichen Leistungen für ihre Kunden erbringen zu können. Einige der eingekauften Dienstleistungen sind sichtbarer, etwa Geldtransporte und Point-of-Sale-Marketing, andere weniger, wie Technologie zur Unterstützung der Bank.

Das Geheimnis vieler erfolgreicher Trennungen ist "von neuem", was in der Praxis eine von oben nach unten beschaffungsorientierte Transformation bedeutet.

Risikomanagement durch Lieferkettenmanagement

Eine Bank, die kein proaktives Lieferkettenmanagement betreibt, setzt ihr tägliches Geschäft einem großen Risiko aus. Während einer geschäftlichen Trennung steigt das Risiko exorbitant an, denn die Lieferkette muss den neuen Bedingungen und Anforderungen entsprechen. In einigen Fällen ist die Bank sogar gezwungen, Dienstleistungen von einem kürzlich veräußerten Unternehmensteil zurückzukaufen, was wiederum eine formelle vertragliche Vereinbarung erfordert. Mit anderen Worten, wenn Sie bei einer solchen Scheidung den Partner vor die Tür setzen, der den Autoschlüssel hat und die Rechnungen bezahlt, kann es schwierig werden, zur Arbeit zu kommen oder das Licht zu Hause einzuschalten.

Ohne Kooperation geht es nicht

Wie jede Scheidung ist auch die geschäftliche Trennung ein komplexer Prozess, der eine konzentrierte und fokussierte Zusammenarbeit verschiedener Teams erfordert. Finanzteams, IT, Treasury und Einkauf sitzen in angespannter Situation am Tisch. Häufig stehen die Teams unter zusätzlichem Druck von externen Anspruchsgruppen. Es gilt, eine marktorientierte Veräußerung voranzutreiben und obendrein die Rendite der Bank zu maximieren. Alle Aktivitäten der Trennung sind parallel zum regulären Geschäftsbetrieb abzuwickeln. Kein leichtes Unterfangen.

Trennung der Infrastruktur

Neben dem Vertragsrisiko besteht häufig das Gebot der Trennung von der Infrastruktur (z.B. IT, Immobilien) – eine Aktivität, die sehr komplex und zeitaufwändig sein kann und bei fehlerhaftem Vorgehen ein nicht unbeträchtliches Risiko für die gesamte Unternehmenstätigkeit birgt.

Der Einkauf hat die Aufgabe, diese Risiken bereits frühzeitig im Laufe der strategischen Prozesse zu steuern: Der potenzielle Käufer braucht die Gewissheit, dass die bestehende Lieferkette und die damit verbundenen Verträge mit Dritten eine Fortführung der Dienstleistungen für den veräußerten Unternehmensteil zumindest während der Trennungsphase gewährleisten.

Rolle des Einkaufs

Der Einkauf sammelt Informationen über aktuelle Verträge, erstellt zusammen mit der Rechtsabteilung und anderen Funktionsbereichen für die Zeit nach der Trennung einen Vertragsentwurf, der eine durchgängige Dienstleistungserbringung gewährleistet. Er führt die häufig komplexen Verhandlungen mit Lieferanten, um den Weg für zukünftige Verträge und Dienstleistungen zu ebnen.

In diesem Rahmen werden zunächst alle von der Trennung betroffenen Verträge bestimmt und dokumentiert. Dieser Schritt ist schwieriger als es scheint, da Vertragsdatenbanken häufig nicht auf dem aktuellen Stand sind und Informationen fehlen. Viele Verträge sind abgelaufen bzw. sie wurden nicht verlängert. Kopien in Papierform lagern oftmals im Aktenschrank eines Einkäufers. Und nicht selten werden die Verträge nicht beim Einkauf, sondern beim eigentlichen Endnutzer im Unternehmen „aufbewahrt“.

In einer Zeit unruhiger Märkte und unsicherer Aussichten wird es zunehmend wichtig, einen klaren Plan für die effiziente und effektive Abwicklung vertraglicher Trennungen zu haben. Nur dann sind Kontinuität und Stabilität des Unternehmens sichergestellt – zwei Voraussetzungen, die gerade für Finanzdienstleister überlebenswichtig sind.