Ein Bericht aus erster Hand, der zeigt, warum es den Einkauf der Lloyds Banking Group nicht weitergebracht hätte, mit am Vorstandstisch zu sitzen, als es darum ging, Einsparungen in Höhe von 600 Millionen Pfund ausfindig zu machen.

Welchen Wert ein Unternehmen seinem Einkauf beimisst, bestimmt sich ganz eindeutig an der Leistung des Einkaufs und umgekehrt.

Eine positive Beziehung zum oberen Management und zu den Vorstandsmitgliedern ermöglicht es dem Einkauf bzw. ermuntert ihn dazu, bei der Wertschöpfung eine aktive strategische Rolle zu spielen. Doch dieses Level an Kommunikation wird nicht zwangsläufig dadurch erreicht, dass der Einkauf an den Vorstandstisch rückt, wie Michael Whitby, Group Sourcing Director bei der  Lloyds Banking Group, erläutert.

Whitby kam 2011 zur Bank, einen Monat bevor ein neuer CEO antrat. Ihm wurde gesagt, dass das insgesamt vorgesehene Budget bei 11 Milliarden Pfund lag und dass davon insgesamt 5 Milliarden Pfund Ausgaben für Drittleistungen seien. Mit anderen Worten: Die laufenden Kosten der Bank konnten zur Hälfte durch Kostenmanagement und Einkauf bearbeitet werden.

Die richtige Balance finden

Lloyds wollte Einsparungen in Höhe von 2 Milliarden Pfund, zu denen der Einkauf mehr als 600 Millionen Pfund beitragen sollte. Whitby, der nicht im Vorstand sitzt, hält die Forderung, der Einkauf brauche einen Platz am Vorstandstisch, für „widersinnig‟.

„In den meisten Unternehmen, für die ich gearbeitet habe, ist der Einkauf eine zur Wertschöpfung beitragende Schlüsselfunktion, die jedoch niemals einen Platz im Vorstand bekäme.‟

Whitbys Meinung nach ist der Einkauf bei Lloyds richtig positioniert. „Wir tauschen uns jeden Monat mit dem Konzernvorstand aus. Ich bin mit jedem Business Director im Austausch. Wir liefern die Zahlen.‟

Der Konzern hat eine klare Vorstellung von unseren Leistungen und wesentlichen Einfluss darauf, wie Waren und Dienstleistungen eingekauft werden. Wir erhielten weitere größere Investitionen, und das in einer Zeit wachsender Sparzwänge
Michael Whitby, Group Sourcing Director, Lloyds Banking Group

„Der Konzern hat eine klare Vorstellung von unseren Leistungen und wesentlichen Einfluss darauf, wie Waren und Dienstleistungen eingekauft werden. Wir erhielten weitere größere Investitionen, und das in einer Zeit wachsender Sparzwänge.

Es war von Anfang an klar, dass ein großer Teil der Einsparungen wieder in neue Potenziale und in die reduzierte Kostenstruktur investiert werden würde. Jeder Unternehmensteil versucht, unnötige Kosten zu vermeiden und in neue Kanäle und neue Möglichkeiten zu investieren.‟

Wäre es für Whitby nicht hilfreich, mit im Vorstand zu sitzen? „Es wäre wohl eher hinderlich, denn ich müsste Zeit für Dinge aufwenden, die ich nicht wirklich brauche. Ich kann mich nicht über fehlende Förderung beklagen. Die Qualität des Teams selbst öffnet für uns die Türen, durch die wir gehen müssen.‟